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Prachtvoller Auftakt für die Dahlien

Berner Zeitung vom 29.08.2011

Lützelflüh "Eine Pracht!" – «Ein Kunstwerk!» Die ersten Besucherinnen und Besucher waren gestern Morgen entzückt: Die Dahlienschau im Waldhaus ist wieder offen.
Auf diesen Moment haben viele seit Wochen gewartet. Und weil das Wetter prachtvoller kaum sein könnte, strömen die Blumen- und Gartenfreunde nun umso zahlreicher herbei. Nicht nur aus dem Emmental, sondern auch von weiter her – denn in der Gärtnerei Waldhaus ob Lützelflüh wird die diesjährige Dahlienschau eröffnet.

Aus Gränichen AG sind Elisabeth und Peter Kaufmann mit Hund angereist. Die beiden sind zum ersten Mal da, «wegen der Blumen», wie Elisabeth Kaufmann sagt. Als Präsidentin eines Obst- und Gartenbauvereins sucht sie für den nächsten Vereinsausflug ein lohnendes Ziel. Schon ist klar, dass sie für den Garten Pflanzen aussuchen will. «Das gibt wieder zu graben», sagt ihr Mann und blickt sich um: Ob hier nicht irgendwo ein Bier zu kaufen ist? Der Hund scheint ebenfalls auf seiner Seite zu stehen. Er zieht schnüffelnd zum Festzelt, wo Würste grilliert werden.

Uetendorfer fotografiert
Ganz anders Walter Wenger aus Uetendorf. Er ist so eifrig am Fotografieren, als möchte er jede einzelne Blume im Kästchen mit nach Hause nehmen. «Ich mache Nahaufnahmen für meine Geburtstagskartenkollektion und natürlich auch fürs Album», erklärt er. Er sei schon oft an der Dahlienausstellung gewesen, habe früher auch immer ein paar Stück gekauft. Aber leider Gottes könne er nichts mehr pflanzen. Haus und Garten seien altershalber verkauft, und auf der Terrasse kämen die Dahlien halt nicht so schön. Dafür darf seine Begleiterin mit den beiden winzigen Pudeln eine Riesendahlie mitnehmen. Sie hat einen Durchmesser von etwa 35 Zentimetern, ist damit grösser als die kleinen Hunde. «Einfach ein Kunstwerk!», schwärmt sie.

Aus Holland stammt ursprünglich Ria Ammann. Heute lebt sie mit Ehemann Werner in Kleindietwil, und die beiden kommen jedes Jahr ins Waldhaus. «Ich werde ein paar Sorten, die ich auf dem Bestellzettel angekreuzt habe, wieder durchstreichen müssen», sagt sie lachend, «sonst wird unser Garten zu klein.» Sie schwärmen für dunkle Farben; diese Blumen hätten einerseits etwas Mystisches. Andererseits stehe das Kraut, wenn es fast schwarz sei, in einem herrlichen Kontrast zu den leuchtenden Blüten.

Vom Oberland nach Lützelflüh
Gerade fährt ein Car mit Baselland-Kennzeichen auf den Parkplatz. Die 35 Leute gehören zum Theaterverein Liesberg und machen auf der Rückreise von einem zweitägigen Ausflug ins Berner Oberland halt in Lützelflüh. Viele Ahs und Ohs entlockt das Blumenmeer den Damen, während die Herren vom Durst geplagt dem Festzelt zustreben. Zufrieden schaut Gärtner Bernard Brändli dem emsigen Treiben zu. Dass die alljährliche Dahlienschau ein Dauerbrenner sei, freue ihn, doch es stecke viel Arbeit dahinter, sagt er. 10000 Knollen in 220 Sorten wurden gepflanzt, darunter 76 alte Arten in Zusammenarbeit mit der Organisation Pro Specie Rara. Als Herbstblume komme die Dahlie bei ihm nicht vor Ende Mai in den Boden. Die Sommersonne würde sonst die Farben ausbleichen.

Gertrud Lehmann